Europa am Ende? Der Euro wackelt, zuckt und bröckelt? Höchste Zeit für eine Politikkolumne aus Sicht von sacre-e-profane. Wir kochen nämlich langsam über!
Da haben wir den Salat (und wir meinen nicht das gesunde Grünzeug)! Sobald ans liebe Geld geht, wird der Deutsche eigen. Und jetzt droht der Abfluss gigantischer Summe an unsere so genannten Pleiteländer, die sich samt und sonders auf den Finanzmärkten verzockt haben. Da sind wir kollektiv dagegen: Unser Oma ihr klein Häuschen wollen wir gefälligst behalten oder lieber selber versaufen. “Die da” sollen vom sauer Ersparten nichts bekommen, weil es uns allein gehört. Soweit der angebliche Volkswille, wenn man unzähligen Talkrunden, Mediengeplärre, Politikergeschrei Glauben schenkt, wo dieser kräftig beschworen und geschürt wird. Andrerseits sollten wir, gerade wir, besser die Klappe halten, weil wir doch so von Europa profitieren, raunen die Befürworter der Rettungsschirme ebenso verlogen wie ihre Gegner. “Du, Du, Du”, tumbes Kleinbürgerlein! Verstehen tust du ja sowieso nicht, worum es geht. Oder?
Wir finden: Das ist ein Kommunikationsdesaster, das seines Gleichen sucht! Denn nirgendwo findet sich eine Vision, ein Anknüpfen an die große Ziele der EU, an der tiefen – und by the way schwer erarbeiteten – Verbundenheit unserer europäischen Völker und vielen ganz persönlichen Freundschaften. Ja, die Probleme sind gigantisch, aber es wird auch so gar nichts Positives entgegengesetzt. Typisch Deutsch? Historisch bedingt hat unser Land keine Visionen zu haben. Deshalb interessieren wir uns für Geld. That’s it. Und darüber definieren wir uns auch. “Haste was, biste was” – gell?
Doch aufgemerkt – und hier ist unser deutscher Zeigefinger einmal angebracht: die Pfründe zu schützen, führt keineswegs ins Goldene Zeitalter.
Bevor Sie also leichtfertig Griechenland aus der Euro-Zone kicken und sich erregen, weil Ihre Steuergelder Spaniens Banken liquide machen: Geben Sie alles! Lassen Sie uns die verdammte Kohle durchreichen. An die, die sie im Moment dringender brauchen, als wir. Oder möchten Sie im Herbst Care-Pakete an die Griechen schicken?
Ich meine Sie, Otto-Normalverbraucher & Lieschen Müller. Weil die Damen und Herren Großunternehmer uns in diesem Punkt nämlich sitzen lassen werden. Unbequem auf einem Scherbenhaufen, wenn wir nicht aufpassen. Wir müssen uns schon selber einen Kopf machen.
Machen Sie mobil. Belästigen Sie Ihren Abgeordneten. Mailen Sie an die TV-Fritzen von Arte bis RTL und verlangen Sie tägliche Berichte über positive Entwicklungen in Europa – wenn die auch noch so klein sind. Über die Menschen, die was anpacken! Die gibt es auch in Griechenland. Schreiben Sie Leserbriefe. Treffen Sie Ihre europäischen Nachbarn, in den Ferien und im eigenen Viertel. Gründen Sie am besten gleich Ihre eigene Europainitiative. Aber nicht nur auf Facebook! Sie müssen schon rein ins echte Leben, wenn da was weiter gehen soll. Vernetzen! Denn letztendlich müssen wir den Job wohl selber in die Hand nehmen.
Wer nicht weiss, wozu das gut ist: Lesen Sie Savage Continent – gibt’s bei Amazon, leider erst auf Englisch – aber Sie sind ja alle so schlau. Das wahrscheinlich beste Geschichtsbuch dieses Jahres nimmt die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg unter Lupe. Da können Sie ein Vorstellung davon bekommen, was den Menschen nicht nur in Europa blüht, wenn wir unsere Gemeinschaft nicht auf die Kette kriegen. Leute, das dauert. Das wissen wir auch. Aber mitmachen zählt! Starten wir einen europäischen Sommer!