Last Exit Bäcker Hansen

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Zum Frühstück in der schönen Stadt Nieblum auf der schönen Insel Föhr sei angemerkt, dass es eher nicht stattfindet. Erst latschte ich die halbe Küste ab, nur um festzustellen, dass Kliff-Cafés meist erst um 11 öffnen. “Warum latscht der nur die Küste ab?”, könnte man sich fragen, “Er hat doch ein Fahrrad.” Fahrrad ja, aber keine Luftpumpe. Da mir subjektiv gesehen hier Neuschwanstein zur alleinigen Verfügung steht, zog sich die Suche nach einer Pumpe etwas hin, blieb dennoch erfolglos und irgendwann knurrte mein Magen lauter als ich selbst.

Deswegen also latschte ich die Küsten ab. Kilometerweite Gastro-Wüsten, schön anzuschauen, aber leider Frühstücksfrei. Im Anschluss dackelte ich einmal komplett durch Nieblum, nur um festzustellen, dass Cafés auch dort eher erst ab 14 Uhr Gäste erwarten, also derzeit nicht, erst recht nicht mich. Selbst das im urbanen Umfeld verlässliche Qype Radar führte mich zielsicher von einem geschlossenen Café (“Föhrer Kerzenscheune”) zum anderen (“Cafe Kohstall”). Das einzige Etablissement, das bereits um 10 Uhr geöffnet hatte, ideenreich “Café Nieblum” genannt, serviert jenen Gästen, die es nicht hartnäckig ignoriert, laut Karte nur Eis, Eis und nochmal Eis – selbst mit Waffel wäre das kein Ersatz für ein Frühstück á la Forum München.

Unterzuckert schwach wankend, gefühlt bereits auf allen Vieren kriechend, erreichte ich nach in Sachen Frühstück erfolgloser Ortsbegehung jenen Ort, von dem ich zwar gewusst hatte, dass es da was gibt, den ich aber meiden wollte, weil er als Location den Charme eines Filialbäckers hat: Bäcker Hansen. Dort selbst fand aber um 11:12 Uhr endlich die Fütterung statt, die aus Service-Sicht nur gelobt werden kann, auch wenn es leider wieder nicht die Nordseekrabben an Spiegeleiern gab, die ich mir eigentlich eingebildet hatte. Sondern irgendwas schlimmes Süßes mit Zuckergedöns und was herzhaftes mit Analogien zu Käse und Schinken, über deren Geschichte man auch nicht näher nachdenken möchte.

Vitamine? Ballaststoffe? Eh überschätzt!

Hungrig verschlang ich alles ohne Bedenken, die kommen einem ja immer erst, wenn man satt ist. Man beachte zum einen die zwei liebevoll kakaogepulverten Herzchen auf dem Milchkaffee (da ich den Ehering vergessen hatte, kann die Dame an der Brottheke diese nur flirtend gemeint haben…), zum anderen der links im Anschnitt zu sehende Insel-Bote, den ich erwarb, um den Lokaljournalismus zu unterstützen und mich über Sitten und Gebräuche zu informieren.

Gutes Blatt übrigens, durchweg interessanter und besser gemacht als zum Beispiel die Münchner Lokalblätter AZ und TZ. Leider habe ich auch im Insel-Boten kaum praxisnahe Tipps gefunden, etwa zur sich mir aufdrängenden Frage, ob “Moin” schon als unfreundlich schweigsam und “Moin Moin” bereits als geschwätzig gilt …